Das britische
Königshaus ist beliebter denn je, was gerade auf den jüngsten Thronanwärter zurückzuführen ist. Seit der kleine George im Juli 2013 das Licht der Welt
erblickte, scheint es als vergehe kein Tag ohne eine Meldung aus dem Buckingham
Palast. News rund um den Nachwuchs, doch die Meisten beschäftigt noch eine andere Frage: Was trägt
Kate?
Genau dieses Phänomen: die Royals als Stilvorbilder, ist
Grundlage der fantastischen Ausstellung „Fashion Rules“, die derzeit im
Kensington Palast gezeigt wird. Der Palast an sich ist schon ein Besuch wert, aber
die Ausstellung übertrifft alle Erwartungen. So tiefe Einblicke in das Leben
und die Umgebung der Royals bekommt man sonst nirgendwo. Ein Tagesticket beinhaltet
nicht nur die „Fashion Rules“ Ausstellung, sondern auch die „Victoria reveals
Exhibition“ und die Gemächer der Königin und des Königs, die ebenfalls sehenswert
sind. Näher kann man den königlichen Hoheiten kaum sein - man läuft über den
königlichen Teppich und schaut in den hoheitlichen Spiegel. Den Royals ganz nah
sein, dieses Phänomen gilt gleichermaßen auch für die Mode.
Nicht erst seit Kate Middleton prägt der Stil der britischen
Royals die Mode und dient als Inspiration für Modeinteressierte sowie Fans der
Königsfamilie. Mitte des 20.Jahrhunderts startete der Hype um das Königshaus
mit der Krönung der derzeit regierenden Queen Elisabeth.
von links nach rechts: Die drei feschen Royals: Lady Diana, Prinzessin Margaret und Königin Elisabeth |
Die „Fashion Rules“ Ausstellung befasst sich mit den
Modetrends der letzten Dekaden und den entsprechenden royalen Persönlichkeiten,
für die man sich schon damals brennend interessierte. Kernfrage der
Ausstellung: Welche Moderegeln herrschten in der jeweiligen Zeit und wie wurden
Sie von Queen Elisabeth, ihrer Schwester Margaret und von Prinzessin Diana eingehalten?
Wurden die Regeln gebrochen oder befolgt? Die Ausstellung hält was sie
verspricht und lässt keine Fragen offen. An den atemberaubenden Kleidern und
den gelungenen Kurzfilmen über die drei weiblichen Blaublüterinnen kann man
sich nicht sattsehen, denn man entdeckt immer wieder Neues.
Queen Elisabeth steht für die 50er, Prinzessin Margret
repräsentiert die 60er und 70er Jahre bis hin zu Lady Diana die vor allem den
Stil der 80er widerspiegelt. Es geht nicht nur um die damalige Mode, sondern
wird auch gezeigt wer, wann, zu welchem Anlass was genau trug und warum. Mode
war damals noch Diktat, besonders das royale Korsett und die Etikette schrieben
genaue Regeln vor nach denen sich die Frauen zu kleiden hatten. Die eine folgte
diesen Regeln strenger, die andere lockerer. Interessant zu sehen ist wie sich
die Mode und der Umgang mit dieser entwickelt hat.
Völlig außen vor gelassen wurden jedoch die Nullerjahre. Für
diese Dekade würde Herzogin Cathrine stehen, ein moderner Royal, die zwar den
strengen Regeln des Palastes folgt, sich klassisch kleidet, jedoch auch trendy
und modern sein will. Eine modische Erscheinung ist ihr sehr wichtig. Sie trägt
was sie will und es müssen auch nicht immer Designer sein. Eins müssen die
Outfits aber immer haben: Stil. Genau das gilt auch für die anderen drei Damen
der Ausstellung. Alle drei standen ebenfalls im Rampenlicht und mussten sich
gut verkaufen was guten Stil und gute Kleidung voraussetzt. Doch Queen
Elisabeth hatte am meisten zu verlieren. Sie ist die Frau mit der höchsten
Stellung und bekommt damit auch am meisten Aufmerksamkeit. Sie muss besonders
darauf achten was sie trägt. Wer nimmt schon eine Königin ernst, die sich
kleidet wie eine Bordsteinschwalbe oder das andere Extrem, eine graue Maus?
Besonders bei den Männern musste sie sich behaupten und das in der damaligen Gesellschaft
wo Emanzipation noch keine breite Akzeptanz hatte. Sie ist Königin von
Großbritannien und das Volk muss sie ernst nehmen, respektieren und ihr
vertrauen. Das alles muss sie unter anderem mit ihrem Äußeren und ihrer
Kleidung symbolisieren. Eine taffe Aufgabe, die sie in ihren über 60 Jahren
Amtszeit sehr gut gemeistert hat. Dies gelang ihr mithilfe der besten Schneider
und Designer der Zeit wie Hardy Amies und Norman Hartnell. An Stylisten war
damals nicht zu denken, diese Aufgaben übernahmen die Couturiers. Sie entwarfen
edle Abendkleider für Bälle, Staatsempfänge und andere wichtige Events wie die
Krönung der Queen 1953. Damals wurden die Kleider in der Sanduhr Silhouette
geschnitten, das heißt eine enge Taille gepaart mit einem nach unten weiten
Rock. Die Kleider waren pompös und handwerklich sehr aufwendig. Ein paar davon sind
auch im Kensington Palast zu bestaunen. Ein solches Meisterwerk der Handarbeit mit
tausenden aufgenähten Perlen und Verzierungen gibt es heutzutage nur noch in
Paris auf den Haute Couture Schauen. Eindrucksvoll werden diese modischen
Meisterwerke in Glaskästen platziert und mit Scheinwerfern angestrahlt. Die
Perlen und Steine funkeln, die Stoffe glänzen, am liebsten würde man diese
Kleider anfassen. Für die Queen eine alltägliche Selbstverständlichkeit.
Ein wenig freier war es bei ihrer Schwester Margaret, die
sich modisch mehr austoben durfte und deshalb als „royal rebel“ bezeichnet
wurde. Rebellisch trug sie was sie wollte und richtete sich nicht nach den
damaligen Etiketten des Könighauses sondern orientierte sich an den neuesten
Modetrends. Sie liebte die Mode und beschäftigte sich ausgiebig mit dieser.
Besonders in den Sechzigern, den Swinging Sixties, waren Regeln dazu da um
gebrochen zu werden. Die Jugendmode geprägt von der Musikszene verbannte die
Couture aus dem Alltag. Auf der Carnaby Street und der Kings Road wurden
Boutiquen hip, die keine Couturekleider führten, sondern Miniröcke und
Jugendmode. Die Mode änderte sich, Street Wear setzte sich durch. Der „Youthquake“
wurde durch die Vogue Chefredakteurin Diana Vreeland ausgerufen. Die Mode wurde
freier, jünger und frecher.
Währenddessen heiratete Margaret den Modefotografen Anthony
Armstrong Jones. Er nannte Margaret „One hip chick“, eine flottes Bienchen dass
sich zu kleiden weiß. Margaret trug wonach ihr der Sinn stand, sie hatte die
freie Auswahl zwischen Dior, Balenciaga und anderen Designern. Anders bei Queen
Elisabeth, die sich nur von britischen Modemachern ausstatten ließ, um die
eigenen Reihen zu fördern. Die Queen war und ist ihrem Land treu.
Die Achtziger waren die Jahre von Prinzessin Diana. Glamour,
Schulterpolster und ganz viel Glitzer waren für diese Zeit typisch. Allen voran
Diana, die man „Dynasty-Di“ nannte, nachdem sie sich genau so kleidete wie die
Frauen der Fernsehsendung „Dynasty“, zu deutsch der „Denver Clan“. Die Kleider
waren pink, puffig, pompös, doch damit war der rosa Wattebausch Look noch nicht
komplett: die Haare waren toupiert, voluminös geföhnt und schillerndes Make-up
mit pinken Lippen und blauem Kajal wurde aufgelegt. Diana war anfangs nicht die
Stilsicherste, bis sie von der Designerin Catherine Walker beraten wurde. Sie
führte das „diplomatic dressing“ weiter, wie es schon Queen Elisabeth machte.
Auf Staatsbesuchen passte sie sich den Farben und Stilen der Länder an in die
sie reiste. Ein cleverer Schachzug der Sympathie vermittelte.
Die in der Ausstellung „Fashion Rules“ vorgestellten Dekaden
wurden räumlich voneinander getrennt. Jede Dekade und Person bekam einen Raum
des Kensington Palastes, in dem vier bis fünf Couture Kleider zu sehen waren.
Begleitet wurde die Person durch einen Film, der in Dauerschleife auf eine Wand
projiziert wurde, welcher die Stimmung und Eindrücke der jeweiligen Dekade
besonders gut eingefangen hat. Besondere Augenblicke wie die Krönung von Queen Elisabeth
waren darin enthalten. An der Wand hingen zur jeweiligen Zeit passend eingerahmte
Vogue Cover. Auf Ipads konnte man spielerisch Bilder anklicken, die weitere
Informationen über die Designer und die politischen sowie gesellschaftlichen
Ereignisse aufzeigte. Des Weiteren konnte man Illustrationen kolorieren und
diese dann bei facebook oder anderen sozialen Netzwerken teilen. Die
Ausstellung ist cross-medial durchdacht und spricht damit auch das jüngere
Publikum an. Interessant wäre aus meiner Perspektive die Weiterführung auf die
Jetztzeit gewesen. Anhand von Herzogin Catherine hätte man die modischen Regeln
der Nullerjahre aufzeigen können und wie man diese starre, traditionelle Mode
der Königshauses geschickt umgeht und trotzdem zur Stilikone wird. Ein kleines
Manko, doch wenn man die Gegenwart außer Acht lässt, ist diese Ausstellung
absolut sehenswert und sehr informativ. Besonders schön ist die räumliche Aufmachung
und Inszenierung der Kleider, sowie die inhaltlichen Erklärungen, die graphisch
ansprechend in Serifenschrift an die Wände gemalt wurden.
„Fashion Rules“ ist ein absolutes Muss für Modebegeisterte,
die sich für Couturekleider und der damit verbundenen Wertschätzung der
Handarbeit interessieren. Außerdem ist die Ausstellung ein umfassender
modischer und gesellschaftlicher Überblick über die letzten Dekaden, der nicht
nur für Begeisterte des britischen Königshauses spannend ist. Die Ausstellung
ist noch bis Sommer 2015 zu sehen und ist definitiv eine Reise wert. Statt sich
mit tausend anderen Touristen vorm Buckingham Palast rumschieben zu lassen,
bekommt man im Kensington Palast einen deutlich exklusiveren Einblick in das
Leben der britischen Royals.
The Kensington Palace
Kensington Gardens
W8 4PX Kensington
London
England
http://www.hrp.org.uk/KensingtonPalace/
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Kensington Gardens
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London
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